Direktkandidat Passau!?

Vor einigen Monaten habe ich über meine Listenkandidatur für die Piraten geschrieben. Seitdem ist einige Zeit vergangen und nun ja, die Probleme werden nicht weniger. Die EU Urheberrechtsreform holt uns ein, Digitalisierung scheitert an der Unfähigkeit oder Unwissenheit der Politik. Stattdessen werden wieder Grenzen geschlossen – als ob es dieses Virus interessiert ob es nun mit einem „systemrelevanten“ Berufspendler einreist oder einem nicht so systemrelevanten (was für ein stigmatisierende Bezeichnung soll das eigentlich genau sein ?!? ).

Und jedes mal wenn mich derartige Nachrichten erreichen wächst in mir die Erwartung an mich selbst noch energischer für oder gegen bestimmte Dinge zu arbeiten.

Nur was tun? Gerade während der Pandemie mehr als eine gute Frage.

Mit meiner Kandidatur auf der Liste bin ich zwar einen Schritt gegangen, jedoch werde ich auf Platz 17 so gut wie unsichtbar bleiben. Das ist auch gewollt so, ich kann nicht sagen wie viel Zeit ich wirklich in den Wahlkampf investieren kann und es gibt etliche bessere Kandidaten mit ansehnlicherer Frisur. 😉 .

Im Moment sieht es aber ganz danach aus, als wenn ich doch mehr Zeit übrig habe als mir lieb ist. Die ersten Konzerte wurden wieder verschoben, die Kirchweih wird es wohl kaum in gewohnter weiße geben und auch das Zeltlager ist eher fraglich. 🙁

Bislang habe ich aber eine Direktkandidatur in Passau immer abgelehnt. Der Grund: die Unterschützerunterschriften. Momentan müsste ich dafür 200 aus dem Wahlkreis sammeln und das obwohl ich hier noch kaum vernetzt bin. In meinen Augen völlig aussichtslos. Nun ist es aber so, dass wegen der Pandemie praktisch niemand UUs sammeln kann. Im Moment trifft man niemanden wegen Lockdown, Ausgangsbeschränkungen etc. der Lockdown wurde gerade wieder bis Ende März verlängert und auch wenn er Enden sollte, kann ich mir absolut nicht vorstellen einen Infostand zu machen und Menschen in der Fußgängerzone anzusprechen.

Ich selbst wäre auch nicht begeistert wenn der Lockdown endlich endet und das erste was passiert: 5 Parteien quatschen mich an und betteln um meine Unterschrift. Das wäre völlig unverständlich.

Die einzige Alternative dazu wäre die UUs mit der Post zu sammeln, wie bereits auf Landesebene möglich. Jedoch kann ich mir auch damit nicht vorstellen 200 UUs zu sammeln.

Bei der Bundestagswahl habe ich die meisten Unterschriften auf Dorffesten (Kirchweih, Bergfest,…) gesammelt. Da haben die Menschen Zeit und man kann in kürzester Zeit einen ganzen Biertisch von sich überzeugen. All das wird es dieses Jahr weder in Passau noch anderswo in Deutschland geben, jedenfalls nicht rechtzeitig bis zur Deadline im Juli.

Dadurch wird allen Parteien die UUs sammeln müssen der Zugang zur Bundestagswahl erschwert. Es kann also davon ausgegangen werden, dass dieses Problem auch im Bundestag angekommen ist, etliche Parteien haben jedenfalls schon Briefe dazu an die Verwaltung oder Abgeordnete versandt.

Ich halte es für absolut möglich 100 UUs (bei 50% Reduktion) zu sammeln und dadurch spiele ich – paradoxer Weise – nun mit dem Gedanken doch als Direktkandidat in Passau zu kandidieren.

Und warum das ganze?

Als Listenkandidat bleibt man unsichtbar. Lokale Presse interessiert sich nur für die Direktkandidaten vor Ort. Das bedeutet im Umkehrschluss: Wenn eine kleine Partei wie die Piraten in einem Wahlkreis keinen Direktkandidaten haben, wird die Partei dort in der Öffentlichkeit so gut wie nicht wahrgenommen werden.

In der Presse werden die Wahlkreiskandidaten vorgestellt, sonst niemand. Selbst als Direktkandidat einer kleinen Partei ist es schwierig sich Gehör zu verschaffen, aber man bekommt zumindest die Chance. Und dadurch auch die Piratenpartei.

Genau das ist mir aber wichtig. Die Themen der Piraten voran zu bringen:

Netzpolitik

digitaler Wandel

ökologisch und ökonomisch nachhaltiges Leben

Ohne Öffentlichkeit unmöglich.