Leidiges Thema: Stiller Feiertag

Seit Jahren füllen sich pünktlich zu den stillen Feiertagen meine Timelines mit Kommentaren dazu. Meistens wird die Abschaffung gefordert und oft werden die Debatten ziemlich schnell recht emotional geführt.

Weil ich zum Thema eine ziemlich klare Meinung habe, möchte ich sie hier einmal niederschreiben. Ich erhoffe mir davon vorallem Verständnis und mehr Respekt voreinander und vor Glauben.

Vorweg: Ich würde mich selbst als gläubigen Christen bezeichnen und bin auch in einigen Bereichen in der Katholischen Kirche aktiv. Zum Beispiel im Pfarrgemeinderat, der Pfarrjugend oder beim BDKJ. Gleichzeitig gehe ich aber nicht sonderlich oft zum Gottesdienst, vielleicht 8x im Jahr (Pflichtveranstaltungen wie Erstkommunion, Taufen oder Hochzeiten mit eingerechnet), ich kann einfach mit der Zeremonie nicht so viel anfangen. Dadurch natürlich trotzdem voreingenommen.

Ich möchte hier kurz die Bayerischen Feiertage auflisten und festhalten, ob es sich um weltliche oder geistliche Feiertage handelt, So oder so wurden alle Feiertage vom Gesetzgeber und nicht von irgendeiner Kirche festgelegt

Feiertagweltlich/geistlich
Neujahrweltlich
Heilig drei Königgeistlich
Karfreitaggeistlich
Ostersonntaggeistlich
Ostermontaggeistlich
Tag der Arbeitweltlich
Christi Himmelfahrtgeistlich
Pfingstmontaggeistlich
Fronleichnamgeistlich
Mariä Himmelfahrt
(nur in kath. Gemeinden)
geistlich
Tag der deutschen Einheitweltlich
Allerheiligengeistlich
1. Weihnatchstaggeistlich
2. Weihnachtstaggeistlich

Es gibt also 3 weltliche und 11 geistliche Feiertage in Bayern (wobei Maria Himmelfahrt mitgezählt wurde).

Es folgt eine Auflistung der stillen Feiertage, wieder aufgesplittet nach weltlich/geistlich

stiller Feiertagweltlich / geistlich
Aschermittwochgeistlich
Gründonnerstaggeistlich
Karfreitaggeistlich
Karsamstaggeistlich
Allerheiligengeistlich
Volkstrauertagweltlich
Totensonntagweltlich
Buß- und Bettaggeistlich
Heilig Abendgeistlich

Ich stelle fest: 7 geistliche stille Tage und 2 weltliche. Es sei noch hinzuzufügen, dass einige Tage ganz besonders geschützt sind, zum Beispiel Karfreitag, an diesen Tagen ist quasi alles mit Musik verboten, andere Tage werden nicht so streng genommen.

Da wir nun die Fakten halbwegs kennen, können wir drüber reden. 🙂

Die meisten Feiertage stammen aus dem Christentum, da Deutschland und Bayern überwiegend christlich ist, ist das erstmal auch OK so, denn in Bayern ist die katholische Kirche mit 51% Bevölerungsanteil immer noch die mitgliederstärkste Gruppe (vermutlich aber nicht mehr lange). Alle christlichen Glaubensbündnisse gemeinsam stellen erstrecht klar die Mehrheit dar und das wohl auch die nächsten X Jahre noch.

Gleichzeitig gibt es aber auch mindestens 20% konfessionslose und anders Gläubige (aktuellere Zahlen als von 2011 konnte ich leider nicht finden).

Und genau diese Menschen – und vermutlich auch einige die zu einer der beiden großen Kirchen gehören aber eben nur auf dem Papier – beschweren sich nun, dass man ihnen das Tanzen verbietet. Das ist ihr gutes Recht. Und ich finde auch dass ein weltlicher Staat seinen Bürgern nicht vorschreiben sollte ob sie nun tanzen oder das Leben des Brian angucken oder eben in die Kirche gehen. Andererseits, müsste man in der logischen Folgerung wohl auch den Sinn der geistlichen Feiertage an sich hinterfragen. Warum sind speziell evangelische Tage kaum vertreten? Und natürlich müsste man auch das Zuckerfest oder andere hohe Feiertage anderer Glaubensrichtungen als Feiertag hinterlegen. (Aber das wäre jetzt zu viel für diesen Beitrag.)

Und man würde mit sicherheit für jeden geistlichen Tag einen weltliche Ersatz finden. Tag des Grundgesetzes, Weltkindertag, Weltgesundheitstag oder was auch immer.

Nur: Feiertage legt der Staat fest, bezahlen müssen sie die Arbeitgeber. Und nun brauche ich nicht lange zu überlegen um zu wissen, dass sobald die Feiertage neu ausbaldowert werden würden, maximale Lobby betrieben wird und am Ende mit Sicherheit einige Feiertage ersatzlos gestrichen werden würden.

Ich kann aber nicht fordern, dass ich gerne den Karfreitag ohne Urlaubstag frei hätte, dann aber die Begründung für den Feiertag in Frage stellen. Denn dann ist er hinfällig und wir können an dem Tag auch ohne Probleme zur Arbeit gehen. wie jeden anderen Freitag eben auch, dafür darf ich Abends dann das Tanzbein schwingen.

Wie oben schon erwähnt darf natürlich jeder tun und lassen was er will und selbstverstänlich auch auf „Tanzdemos“ gegen stille Feiertage demonstrieren. Was er aber nicht darf: Andere Menschen wegen ihres (christlichen) Glaubens zu diffamieren und lächerlich zu machen. Besonders auffällig war zum Beispiel bei der Demo in Stuttgart eine gekreuzigte Christusfigur die als Hampelmann am Kreuz hing. Nicht OK!!

Genauso wenig OK fand ich übrigens seinerzeit die Mohamed Karikaturen die in der Zeitschrift Charlie Hebdo veröffentlicht wurden. Natürlich darf man Satiere machen aber man sollte nie vergessen, dass Glaube etwas hochemotionales ist, bei dem man sich menschen schnell persönlich angegriffen fühlen. Somit bitte immer mit Augenmaß.

Also: Demonstriert gerne weiter, aber macht euch nicht über den Glauben anderer lustig. In der Bibel steht nirgends dass man nicht tanzen darf und die stillen Feiertage wurden vom Freistaatbayern geregelt, nicht von irgendeiner Kirche. (wobei sich die Kirchen naütlich beschweren werden, wenn die Feiertage gelockert oder abgeschafft werden, aber das ist wohl auch nur logisch).
Ich persönlich bin für eine weitere Lockerung der stillen Feiertage und kann mir auch nur schwer vorstellen, dass es irgendjemanden interessiert, wenn an Karsamstag in irgend einem Diskobunker gefeiert wird. Ich bin aber gegen eine generelle Abschaffung. Tanz ich halt an den restlichen Tagen um so flnker – ich werds überleben. Und ja ich bin generell für eine Überarbeitung der Feiertage – aber zu welchem Preis? Am Vernünftigesten wäre es vermutlich einfach mehr Tage Urlaub zu geben, die dann flexibel eingesetzt werden können – für welches Glaubensfest oder Jahrestag auch immer.

Vorallem fordere ich aber mehr Respekt dem Glauben anderer gegenüber und sachliche Auseinandersetzung.

Und jetzt Tanzt bis Allerheiligen!!